
Der Hausrotschwanz ist seit Januar Vogels des Jahres 2025 und löst damit den Kiebitz ab. Seit 1971 organisiert der NABU die Wahl des Vogels des Jahres, die mittlerweile in einer öffentlichen Online-Abstimmung stattfindet. Der Hausrotschwanz lag mit 30,2 % in der Abstimmung knapp vor der Waldohreule (28,2 %).
Der geschickten Flugkünstler, der ursprünglich aus gebirgigen Regionen stammt besitzt getreu seinem Namen einen leuchtend roten Schwanz, den er ständig wippt oder zittern lässt.
Als typischer Kulturfolger ist Phoenicurus ochruros, wie der Hausrotschwanz wissenschaftlich heißt, häufig in Städten anzutreffen und zeigt dabei wenig Scheu vor Menschen. Nina Sommer vom NABU Darmstadt berichtete bei unserem „Natur des Jahres“-Vortrag von einem Hausrotschwanz, der in der Region direkt über einer Praxistür im Vordach gebrütet hat – und das trotz des regen Betriebs. Traditionell baut der Hausrotschwanz seine Nester in Höhlen und Felsspalten. In urbanen Gebieten nutzt er stattdessen Nischen oder kleine Öffnungen in Gebäuden. Aufgrund dieser Vorliebe lautet sein Wahlslogan auch passend: „Mut zur Lücke!“
Der Hausrotschwanz ist ein Frühaufsteher – bereits zwei Stunden vor Sonnenaufgang beginnt das Männchen mit seinem heiseren, hellen Gesang. Als Zugvogel verlässt er Deutschland zwischen Ende September und November in Richtung südwestliches Mittelmeergebiet, Nordafrika oder Naher Osten. Doch der Klimawandel beeinflusst sein Verhalten: Einige Individuen verzichten mittlerweile auf die lange Reise und überwintern hier. Für einen kleinen Singvogel von nur etwa 16 Gramm birgt die Zugreise viele Gefahren, darunter der schlechte Zustand von Rast- und Überwinterungsgebieten sowie die illegale Vogeljagd.
Als einer der ersten Zugvögel kehrt der Hausrotschwanz bereits im März nach Deutschland zurück. Doch auch hier zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels: Die ersten Exemplare wurden 2025 bereits Mitte Januar in Darmstadt gesichtet und gehört.
In Deutschland gibt es neben dem Hausrotschwanz noch einen weiteren Vertreter dieser Gattung: den Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus). Dieser bevorzugt naturnahe Gärten und Streuobstwiesen und ist in Darmstadt beispielsweise in den weitläufigen Eberstädter Streuobstwiesen anzutreffen. Das Männchen des Gartenrotschwanzes ist leicht an seiner leuchtend orangeroten Brust zu erkennen – ein Merkmal, das dem eher blassen (griech. ōchros) Hausrotschwanz fehlt. Die Weibchen unterscheiden sich weniger deutlich: Beide haben einen roten Schwanz und ein eher unauffälliges Gefieder. Doch während das Hausrotschwanz-Weibchen in mausgrauen Tönen gehalten ist, passend zum felsigen Lebensraum, trägt das Gartenrotschwanz-Weibchen ein hellbeiges Federkleid.