Eindrücke von Exkursionen 2011

Juni 2011 mit Reiner Stürz

Naturschutz durch Beweidung in der Griesheimer Düne

Auch ohne Schafe und Esel bot die Exkursion in den Griesheimer Sand Überraschendes. Allerdings musste man genau hinsehen. Denn viele Besonderheiten dieser Landschaft bei Pflanzen und Tieren sind unscheinbar, nämlich klein, und bleiben dem eiligen Spaziergänger oder Jogger verborgen. Mit seiner langjährigen Erfahrung und Ortskenntnis fand Reiner Stürz die seltenen Pflänzchen. Der Wert dieses Gebiets lässt sich eben nicht nach den vielen auffälligen Schmetterlingen, Eidechsen oder Kaninchen bemessen.

 

 

Mai 2011 mit Dr. Klaus-Dieter Jung

Pflanzen der Feuchtwiesen und -wälder

Dr. Jung erklärt Gräser und ihre Eigenheiten
Dr. Jung erklärt Gräser und ihre Eigenheiten

Entlang der Silzwiesen zwischen Kranichstein und Messel führte die Exkursion mit dem Botanik-Fachmann. Für Anfänger gab es zweierlei Erkenntnisse: 1. Auch in der Darmstädter Region gibt es seltene Blumen, zum Beispiel Orchideen, die unbedingt zu schützen sind. 2. Aus der Nähe betrachtet wächst auf den Wiesen nicht Gras, sondern eine Vielfalt an Gräsern, für deren unterschiedliche Formen und Oberflächen erst einmal der Blick geschärft werden muss. Übertragen gilt: Man sieht gewöhnlich den Grashalm vor lauter Wiese nicht! Beim genauen Hinschauen werden die verschiedenen Gräser erst interessant.

 

 

März 2011 mit Friededore Abt-Voigt

Vögel im Messeler Hügelland - Anmerkungen einer Teilnehmerin

Edith Quis (Mitte) als aufmerksame Zuhörerin
Edith Quis (Mitte) als aufmerksame Zuhörerin

NATUR SO NAH

von Edith Quis

Zur Vogelstimmenführung mit Friededore Abt-Voigt, lud der Nabu am 13. März 2011, Treffpunkt Heimkehrerparkplatz bei Messel, ein.

Zunächst ein wichtiger Hinweis: Zuerst hören mit Hilfe merkfähiger Sprüche, dann sehen. Obwohl schon 9 Uhr, schien es der Misteldrossel mit ihrem Ruf „Mir geht es so schlecht“ noch unpässlich zu sein. Anders der lustige Ruf, gerade von Afrika zurückgekehrt, der Singdrossel, unverkennbar dreimal hintereinander gleich, auch in Variation exotischer Vögel. Weiße Unterflügel – dunkel gefleckte Unterseite unterscheiden beide Drosselarten.

Der krächzende, sehr lernfreudige Eichelhäher ahmt ebenfalls Vogelstimmen nach, oft vom Mäusebussard nicht unterscheidbar. Später sind leider, vermutlich von einem Habicht geschlagen, kleine blaue Federn die Reste einer Opfer-Tragödie. Die Federkiele sind noch ganz, der Marder hätte vergleichsweise deutliche Abbissspuren hinterlassen. Mit hoher zarter Stimme „ti-ti titerit“, läuft von unten nach oben, rund um den Baumstamm, der Garten-Baumläufer. An der Spitze angelangt fliegt er wieder nach unten zurück. Dagegen gefällt es dem Kleiber auch umgekehrt, kopfabwärts. Die Stimme des Männchens unverkennbar „du-id“, „twit“.

Visuell ist das Weibchen der Blaumeise vom Männchen nicht zu unterscheiden. Der Ruf ist vielfältig, oft „sicididi“, „zi-tschrr“. Mit Vorliebe hüpfen beide begeistert auf den feinsten Spitzen eines Baumes. Das Kohlmeisenmännchen glänzt mit breiter schwarzer Krawatte, die bei seiner Partnerin wesentlich schmaler ausfällt. Selbst der versierte Vogelstimmenkenner kann irritiert werden durch die Vielfalt der über fünfzig verschiedenen Gesangsstrophen. Besonders typisch „zizidäh zizidäh“, „tita-tita“, „pink“. Im Vogelbuch zeigt sich im Vergleich die Tannenmeise mit weißem Nackenfleck, als einzige Meise mit zwei Flügelbinden, singt „wietze-wietze“, „tii-e“. Die Haubenmeise mit kennzeichnender Haube und schwarzweißem Kopf, pfeifender Gesang „didu-didu-djü“, „zizi-gürrl“, „gürr“.

Buchfinkenmännchen in bester Laune rufen nach Merkspruch „Bin ich nicht ein schöner Offizier“? oder „Wo krieg` ich ein bayrisches Bier her“? Star, jetzt nicht mehr in Trupps, sondern einzeln auf Partnerinsuche. Gesang zwitschernd „tjürr“, voller Imitationen.

Etwas lange wartet der Buntspecht, roter Nackenfleck, mit seinem charakteristisch lauten Trommelwirbel, während das Weibchen genüsslich ihr Spechtfrühstück einnimmt. Ganz rot ist die Mütze vom Mittelspecht, leider schon sehr selten, balzt quäkend „wääd wääd wääd“, trommelt nicht.

Gut sichtbar die Ringeltaube dreimal „dudu-dudu-dudu“, fünfmal, dagegen die Türkentaube. Elegant, prachtvoll die Elster. Die Stimme allerdings laut-heiser-schackernd.

Auf halber Wegstrecke das NABU-PROJEKT-GRUNDSTÜCK-MESSEL. 2000 m2 sollen Lebensraum und Schutz für viele Tiere gewähren. Auf dem Boden ausgelegte dunkle Platten, für Reptilien ideale Sonnen- und Schutzplätze. Erde mit Holz-Schredder angehäuft, übrigens in jedem Garten nachvollziehbar, ein geeigneter Platz für Nashornkäfer und Rosenkäferlarve. Originell die runden dunklen Atmungsorgane am ganzen Körper. Rotkehlchen, Zaunkönig, Amsel finden Schutz im Reisigzaun. Hinterlassene Kotspuren beweisen, dass die aufgehängten Vogelhäuschen vorübergehend auch als Nachtquartier benutzt werden. Geplant sind Blumenwiese mit Insektenhotel. Ob die Haselmaus auch zurückfindet ? Für den GARTENROTSCWANZ, Vogel des Jahres 2011, ein geeigneter zukünftiger Brutplatz. Auf der geplanten Beobachtungsbank wird der variable und wehmütige Gesang „huid trüi-trüi-trüi-sürü“ begeistern.

Am Himmel kreist der Rotmilan, vom Winterquartier zurückgekehrt. Um seinen klagenden Ruf „hiijüh-hjhj-hjü“ zu hören fliegt er zu hoch. Die Goldammer „zi-zi-zi-zi, zi-zi-züüüh“, verschwindet scheu im Gebüsch. Auf dem Feld, zunächst nur hörbar, die Lerche, sehr hoch. In freiem Fall kehrt sie zum Boden zurück. Umweltbewusste Bauern gönnen der Lerche, immerhin ab und zu, Feld-Fenster. Zu dichter und zu hoher Pflanzenbewuchs kann keine Brut zustandebringen. Ein Weißstorch allein am Himmel wirft Fragen auf. Wie bestellt ein Grünfinkenpaar. Das Männchen ruft zum Abschied „Mir ist so schwer“!