Bausteine eines Insektenhotels

Hintergrund zu Wildbienen

Solitär (d.h.einzeln) lebende Wildbienenarten sind weniger bekannt, obwohl es in Deutschland über 500 verschiedene gibt. Für die Bestäubung vieler Blütenpflanzen spielen sie sogar eine weit größere Rolle als die Honigbienen. Wie der Name "solitär" schon andeutet, bilden diese Bienen keinen Staat. Sie beziehen – je nach Art – kleine Hohlräume in trockenem Holz, Pflanzenstängeln oder Lehmwände. Einige Arten graben Gänge in nicht bewachsenen Erdboden.

 

Die schmalen Wohnröhren werden in kleine Kammern unterteilt: In jede Kammer trägt die Wildbiene Pollen ein, legt ein Ei darauf und verschließt die Kammer mit unterschiedlichen artspezifischen Materialien. Solitär lebende Wespen bauen ebenso, tragen aber gelähmte Blattläuse oder kleine Spinnen als Nahrung für die schlüpfende Larve ein.

 

Nachdem die Tiere 4 bis 8 Wochen lang solche Brutkammern angelegt haben, ist ihr Lebenswerk erfüllt und sie sterben. Ihre Larven ernähren sich den Sommer über von den eingelagerten Vorräten, verpuppen sich und schlüpfen im nächsten Jahr. Wird eine Wildbiene an ihrer Wohnröhre gestört, sucht sie sich einen neuen Standort. Anders als die Staaten bildenden Insekten hat sie keine Arbeiterinnen zu ihrer Verteidigung zur Verfügung. Deshalb stechen und attackie­ren uns diese Wildbienen nicht und wir können sie unbeschadet aus nächster Nähe beobachten, solange wir sie nicht anfassen.

 

Es ist sehr interessant mit anzusehen, wie die emsigen Tierchen ihre Röhren säubern, die Nahrungsvorräte eintragen, rückwärts hineinkriechen, um ein Ei abzulegen und dann mit einem Klümpchen Lehm anfliegen, das sie zu einer dünnen Kammerwand auseinander drücken. Andere Arten benutzen Harz, kleine Steinchen oder Blätter als Verschluss. An einer seidig schimmernden, zellophanartigen Auskleidung erkennt man die Tätigkeit der Seidenbienen. Ab und zu fliegt aber eine Wildbiene an, die eigentlich nicht in diese Wohnröhre gehört. Es handelt sich um eine der Kuckucksbienenarten, die ihre Eier in fremde Kammern legen und versorgen lassen. Oder es kommt eine der imposanten Schlupfwespen, die mit ihrem riesigen Legebohrer durch die Kammerwände sticht, um ihr Ei an eine Larve zu legen. Sobald die Larve des Parasiten geschlüpft ist, wird sie sich von der schon herangewachsenen Wildbienenlarve ernähren. Meist laufen diese Ereignisse an uns verborgenen Stellen ab. Aber an einem Wildbienenhaus können wir das Naturschauspiel ohne Angst hautnah erleben.

 

Ein Stück Hartholz von ca. 10 cm Dicke erfüllt diesen Zweck, wenn man Löcher von 2 bis 8 mm Durchmesser hinein bohrt. Die Röhre muss aber hinten geschlossen bleiben. Runde Holzscheiben sehen oft attraktiv aus, reißen aber beim Trocknen leicht, deshalb sind Holzblöcke vorzuziehen, die mit der Maserung geschnitten sind. Weiches, faseriges Holz ist genau wie harziges Holz nicht geeignet. "Die Bienchen zerreißen oder verkleben sich darin ihre Kleidchen", so erklärten sich Schüler einmal dieses beobachtete Phänomen ganz pragmatisch.

 

Man kann auch einfach Stücke von Bambus oder Schilf zusammenbinden und aufhängen. Dabei bitte darauf achten, dass die natürliche Trennwand möglichst mittig in der Röhre liegt. So können die Insekten diese Wohnung von beiden Seiten beziehen. Außerdem ist es wichtig, dass die Röhren beim Zurechtschneiden oder Sägen nicht zersplittern, denn ihre Hülle muss dicht bleiben.

 

Die Wildbienen legen keinen Wert darauf, dass ihr neues Zuhause in eine bestimmte Himmelsrichtung zeigt, bevorzugen aber einen trocke­nen Platz. Zum bequemen Beobachten sollten die Röhren in Augenhöhe angebracht werden, z.B. am Fenster, auf dem Balkon oder der Terrasse. Dabei können Sie sich ruhig an der Augenhöhe von Kindern orientieren, da von den Tieren keine Gefahr ausgeht.

 

Lehm eignet sich nach unserer Erfahrung nur als Baustein, wenn er mit Sand vermischt ist. Er muss so weich sein, dass er leicht mit dem Fingernagel wegzukratzen ist. Dann nehmen die Wildbienen und einige Wespenarten gerne Lehm auf, um die Röhren zu verschließen oder Zugänge zu Höhlen zu bauen. In einem überdachten Insektenhotel trocknet reiner Lehm zu einem harten Brocken ein, mit dem die Insekten nichts anfangen können. In der Nähe sollte deshalb auch Wasser angeboten werden.

 

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Wildbienen und Insektenhotel
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Hilfreiche Quellen zur Insektenwelt und Blühflächen

Nicolas Vereecken, Dorothee Calvillo, Gabriele François

Wildbienen entdecken und schützen

 

NABU aktiv (Broschüre)

Bienen, Wespen und Hornissen – Kein Grund zur Panik

www.NABU-Shop.de