Der milde Winter und das anhaltend trockene Wetter haben der Obstwiese bisher nicht geschadet. Vielmehr stand sie weit früher in voller Blüte da. An den vergangenen Tagen schien es tagsüber zu schneien, als der Wind die Kirschblütenblätter durch die Luft wirbelte. Jetzt lösen bereits Mitte April die Apfelbaumblüten die Kirschen ab. Der Vogelgesang ist auf der Wiese und im nahen Umfeld vielfältiger geworden. Zitronenfalter fliegen nicht mehr als einzige Schmetterlinge von Blüte zu Blüte. Mit den nachfolgenden Bildern wollen wir alle Naturfreunde daran teilhaben lassen.
Begrüßen konnten wir bei dieser Gelegenheit Ingrid und Karl Hoffmann, die als ehemals in Darmstadt aktive Mitglieder den weitesten Weg auf sich genommen hatten.
Das Treffen bot auch die Gelegenheit, die Aktivitäten und die Erfolge auf dem Grundstück für diejenigen anschaulich zu machen, die ihre Wirkungsfelder an anderen Orten in und um Darmstadt haben. Das zeigen auch einige Aufnahmen aus den letzten Tagen.
Günter Teichmann liebte den Pflaumenbaum im seinem Garten. So erschien es uns passend, dem Gedenken an unseren langjährigen Aktiven, der im September 2012 verstorben war, einen 2013 gepflanzten Pflaumenbaum auf unserer Obstwiese zu widmen. Eine Gruppe langjähriger Wegbegleiter traf sich am Samstag, dem 10. Mai 2014 auf der Messeler Obstwiese des NABU und gedachte Günters Engagement über ein halbes Jahrhundert.
Zum Nachruf für Günter Teichmann
Die feuchtwarme Witterung im Sommer trieb das Pflanzenwachstum kräftig voran. So gab es zwei Alternativen, entweder mähen oder mäh-en lassen. Stefan Gerl half beim Einzäunen der Weide. Markus Hentschel stellte drei Widder auf die Wiese, die ordentlich zu tun hatten, die Gräser wieder zu kürzen. Leider war der Umgang der Widder untereinander wenig solidarisch. So wurde der kleinste immer wieder vom größten attakiert. Gegenüber Menschen waren die drei hingegen zutraulich, vermutlich in Erwartung von Futter. Gerne nutzten sie übrigens das Fallobst, womit die Wiese in diesem Jahr reichlicher gesegnet war, als es uns freute. Denn die meisten Äpfel waren bereits vor der Reife von Raupen befallen und begannen zu faulen.
Am Vortag hatten Hugo Schnur und Gerhard Schweigert noch einige wild gewachsene Kirschbäume auf der Obstwiese gefällt und entastet. Damit wird Platz geschaffen, um im nächsten Jahr weitere Hochstamm-Obstbäume pflanzen zu können. Hans Günter Abt sorgte für den jährlichen Schnitt der neuen Triebe aus alten Kirschbaumstümpfen und flach liegenden Wurzeln.
Für die NAJU-Aktiven der Messeler Gruppe blieb nur noch die leichte Aufgabe, die liegen gebliebenen Zweige auf die Benjes-Hecke zu schichten. Dies taten die "Rumpfgruppe" der drei Jungs mit viel Spaß.
An den Ästen konnten sie sich einige Male austoben, wollten diese sich doch nicht einfach zwischen den Pfosten aufschichten lassen. Schließlich hatten siean den Bäumen lange Zeit gehabt, ihre Zweige breit auseinander wachsen zu lassen. Nun mussten sie gezwungen werden, sich ordentlich auf der schmalen Hecke ablegen zu lassen. Mit Muskelkraft und Astscheren kamen Moritz, Philipp und Malte diesem Problem bei. So sah die von den Widdern kurzgefressene Wiese bald wieder richtig gepflegt aus.
Die Hauptaufgabe an diesem milden Novembertag war jedoch nicht der Ausbau der Benjes-Hecke, sondern die Säuberung der Nistkästen. Da kam Spannung auf, denn vor der Säuberung stehen natürlich die Entdeckungen. Wurde der Nistkasten überhaupt genutzt? Wenn ja, von wem? Ist vielleicht sogar noch ein Bewohner anwesend? Das konnten die NAJU-Aktiven schließlich nicht von außen erkennen, sondern erst beim Öffnen eines Kastens.
Also hieß es, freundlich anklopfen, bevor die Vorderwand geöffnet und herausgenommen wurde. Doch an diesem Tag flog kein Vogel aus und es sprang ihnen auch keine Maus entgegen, wie das gelegentlich schon vorkam. Dafür gab es andere Funde. Angeknabberte Nüsse und Samenvorräte deuteten darauf hin, dass es auch heute zu Begegnungen mit Mäusen hätte kommen können. Einige Nistkästen waren fast leer. Nur am Boden lag etwas Vogelkot. Also benutzten Vögel diese Kästen nicht für ihre Brut, sondern einzig zur Übernachtung oder als Unterschlupf bei allzu schlechtem Wetter.
Wenn der Nistkasten bis oben hin mit trockenen Gräsern und vielen Federn gefüllt war, so war das Sommerhaus einer Feldsperlingsfamilie entdeckt. Diese füllen auch hohe Nistkästen soweit mit Material, dass sie praktisch auf einer Ebene mit der Öffnung wohnen. Aber es gab auch traurige Entdeckungen. Gerade unter den Feldsperlingen gab es einige Totfunde. Also waren die Vögel während der Brut oder der Aufzucht ihrer Jungen ums Leben gekommen. Die Gründe dafür lassen sich schwer feststellen. Die Menge der toten, schon leicht skelettierten Vögel machte jedoch nachdenklich. Was kann diesen selten gewordenen Vögeln in freier Natur so sehr schaden? Manche von ihnen mussten bereits früh im Jahr ums Leben gekommen sein. Denn andere Vögel hatten ihr Nest direkt auf die toten Tiere gesetzt und diese als Teil der Polsterung benutzt.
In ihrem Übermut glaubten die jungen Helfer wohl, sie könnten sich dem Himmel so weit nähern, dass sie auch ohne Aufstiegshilfen nachsehen könnten, was sich in den Kästen abspielte. Doch die meisten Singvögel bevorzugen eine Anflughöhe, die über 2 m liegt. So war es in den meisten Fällen auch mittels Räuberleiter nicht mehr möglich, den Kasten zu öffnen und - mindestens genauso wichtig - wieder ordentich zu schließen. Denn im Winter werden die Kästen als Quartiere gegen Kälte und Schnee gebraucht, vor allem nachts.
Es war also doch einfacher und erfolgreicher, die mitgebrachte Leiter einzusetzen. So konnte auch Malte als der Jüngste im Trio bequem den Kasten für den Baumläufer erreichen und untersuchen.
Moritz führte genau Buch, welcher Inhalt in den verschiedenen Nistkästen gefunden wurde. In diesem Jahr war der Trauerschnäpper neuer Besucher der Obstwiese gewesen. Doch die größte Zahl der Bewohner schienen Feldsperlinge gewesen zu sein, wie an der fleißigen Auffüllarbeit zu erkennen war. Dank der Aufzeichnungen kann die NAJU im kommenden Jahr feststellen, wie sich die Nesterzahl und die Vogelarten verändern.