2016 erhielt die Stadt Darmstadt ein in Auftrag gegebenes Gutachten zum Stadtklima. Dieses wurde lange unter Verschluss gehalten und nun auf öffentlichen Druck hin doch im Internet veröffentlicht:
Klimakarte und Klimagutachten für Darmstadt (siehe Abb. unten). Die blauen Flächen sind für die Frischluft besonders wichtig. Bebaute Flächen tragen zur Erwärmung bei, je mehr rot gefärbt, umso wärmer.
Durch das Gutachten wurde auch für die Öffentlichkeit erkennbar, dass der Darmstädter Norden für die Frischluftzufuhr der Stadt eine herausragende Bedeutung hat. Eine Versiegelung würde diese Frischluftschneise erheblich stören, wenn nicht gar zerstören. Die lange Geheimhaltung entgegen sonstigen Gepflogenheiten der Stadtverwaltung fördert das Misstrauen, dass ungelegene Untersuchungsergebnisse vielleicht eher zurückgehalten werden, bis Fakten geschaffen sind, die sich schwer korrigieren lassen.
In der öffentlichen Online-Veranstaltung hat der Oberbürgermeister nach Meldung des Darmstädter Echo eingeräumt, dass eine Versiegelung größerer Flächen im Darmstädter Norden nachhaltig negativen Einfluss auf die Situation beim Grundwasser haben würde. Wie die monatelange Trockenheit in den letzten Jahren zeigt, kommen wir ganz schnell in eine Situation, wo der Region ausreichend Wasser fehlen kann.
Im Kontext der Klimaveränderungen folgen aus einer verminderten Aufnahme von Regenwasser im Boden außerdem größere Gefahren von Überschwemmungen bei Starkregen, aber auch eine Verschlechterung des Mikroklimas auf der Fläche. Bei einer Verpflichtung zur Versickerung von Regenwasser im Gewerbegebiet muss die Qualität des Grundwassers kontinuierlich überprüft werden, damit keine schädlichen Stoffe ins Trinkwasser gelangen. Dies kann natürlich auch durch Einträge aus der Landwirtschaft geschehen. Bisher sind uns für Wixhausen-Ost noch keine Grenzwertüberschreitungen durch Düngung oder Pestizide (Unkraut- oder Insektenvernichtungsmittel) bekannt. Doch Probleme mit den Altlasten von Merck und Nitratbelastungen in anderen Regionen zeigen, wie schwierig es ist, die Quellen solcher Verschmutzungen ausfindig zu machen und deren Folgen zu beseitigen.
Die Konzentration der Diskussion auf das Stadtklima engt das Thema Klimaschutz zu sehr ein. Derzeit entsteht der Eindruck, dass weltweit zwar viel über Klimaschutzmaßnahmen geredet und geschrieben wird, doch die Umsetzung auf sich warten lässt. Angesichts der Vielzahl an Eingriffen in die Natur, welche in Deutschland insbesondere mit dem Bedarf an Gewerbesteuereinnahmen für die Kommunen begründet werden, lässt sich keine Kehrtwende erkennen. Die lokale Perspektive bleibt begrenzt. Für das Weltklima scheinen immer andere verantwortlich zu sein.
Die kommunale Logik der Flächenversiegelung für die Vermehrung der Gewerbesteuer kann nur gesetzlich gestoppt werden. Den Kommunen müssen mittelfristig andere Einnahmen quellen zur Verfügung stehen.
Deutschland ist in Europa vielleicht verbal ein Vorreiter für den Klimaschutz, doch faktisch kaum. Nur gibt es wohl noch Länder, in denen die Realität noch schlechter aussieht. Hinzu kommen weltweit nationale Egoismen und hohle Versprechungen. So lassen sich Ziele der CO2-Verringerung in ferner Zukunft wie beispielsweise in China, die wirtschaftspolitisch begründet werden, jederzeit wieder zurücknehmen. Kriegerische Aktivitäten, wie wir sie seitens der Putin-Regierung in der Ukraine erleben, verstärken die Umweltprobleme weiter und richten weitere klimarelevante Schäden an.