Wie so häufig in der Natur lohnt es sich immer genau hinzuschauen. So auch in unseren Städten. Sogar abseits von Parks und Gärten – an den Rändern, in den Ritzen und Spalten unserer mit Stein und Asphalt verdichteten Straßen, Wänden und Bürgersteigen. Genauer gesagt haben wir uns an dem hessenweit stattfindenden Aktionstag der Krautschau beteiligt, um diesen eher unscheinbaren Pflanzen unsere ganze Aufmerksamkeit – zu recht - zu widmen. „Ritzenrebellen“ werden sie auch so treffend genannt und mittlerweile in einem eigenen ökologischen Profil, der Trittstein-Flora, verortet.
Unter der Obhut von Biodivkultur – einem Projekt von der Stadt Darmstadt, der TU Darmstadt, dem Bioversum und dem BUND – fand am 22. Mai diese Aktion statt. Vier verschiedene Gruppen starteten in verschiedenen Teilen der Darmstädter Innenstadt und gingen auf Entdeckungstour. Dabei zentral wandernd, um sich dann nach ca. 1,5h gemeinsam am Friedensplatz zu treffen.
Wir vom NABU waren eine Gruppe, die ausgehend vom Viktoriaplatz das Johannesviertel erkundeten. Vier häufig gebückt und kriechend sich fortbewegende Naturschützer gingen auf Krautschau. Unterstützt von Genny Walther, die auch maßgebliche Koordinatorin des Projekts hier in Darmstadt war. Mithilfe von Bestimmungsliteratur und der Bestimmungs-App „Flora-incognita“ wurde alles bestimmt was da grünt und blüht.
Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: 59 verschiedene krautige Pflanzen (darunter auch Sprösslinge von Spitzahorn und dem Neophyt Götterbaum) sowie 4 Gras-Arten haben wir in unserer Liste zusammengetragen. Dazu kommen noch zwei bestimmte Moose, drei Flechtenarten und eine Pilzart. Unter den krautigen Pflanzen waren neben den allseits bekannten wie Löwenzahn, Gänseblümchen, Storchschnabel & Co. aber auch Natternkopf, Pippau, Schaumkraut und Franzosenkraut dabei. Prinzipiell essbare Kräuter (z.B. Breitwegerich, Zitronen-Melisse) genauso wie Neuankömmlinge (sog. Neophyten, z.B. Goldrute, Berufkraut-Arten), die sich mittlerweile hier auch sehr wohl fühlen.
Und wie kann es anders sein, wenn der NABU in die Natur geht wurden „nebenbei“ auch alle Stadtvögel registriert, die so zu sehen und zu hören waren. 27 Vogelarten haben wir erfasst, von der Amsel bis zum Zilpzalp. Auch ein Hinweis, dass unsere Städte wichtige Naturräume beherbergen.
Es hat richtig Spaß gemacht und wir hoffen, dass diese Aktion auch 2025 wieder stattfindet.
Pflanzenliste (alphabetisch):
1. Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn)
2. Aegopodium podagraria (Gewöhnlicher Giersch)
3. Ailanthus altissima (Drüsiger Götterbaum)
4. Alliaria petiolata (Knoblauchsrauke)
5. Aquilegia vulgaris agg. (Gewöhnliche Akelei)
6. Artemisia vulgaris (Gewöhnlicher Beifuß)
7. Bellis perennis (Gänseblümchen)
8. Berberis aquifolium (Gewöhnliche Mahonie)
9. Bromus sterilis (Taube Trespe)
10. Campanula trachelium (Nesselblättrige Glockenblume)
11. Campanula poscharskyana (Hängepolster Glockenblume)
12. Campanula rapunculoides (Acker-Glockenblume)
13. Cardamine hirsuta (Viermänniges Schaumkraut)
14. Centaurea stoebe (Rispen-Flockenblume)
15. Cerastium glomeratum (Knäuel-Hornkraut)
16. Chaerophyllum temulum (Betäubender Kälberkropf)
17. Chelidonium majus (Schöllkraut)
18. Cirsium arvense (Acker-Kratzdistel)
19. Cirsium vulgare (Lanzett-Kratzdistel)
20. Crepis capillaris (Kleinköpfiger Pippau)
21. Echium vulgare (Natternkopf)
22. Erigeron annuus (Feinstrahl-Berufkraut)
23. Erigeron canadensis (Kanadisches Berufkraut)
24. Erigeron karvinskianus (Stachelspitziges Berufkraut)
25. Eryngium planum (Flachblättriger Mannstreu)
26. Euphorbia peplus (Garten-Wolfsmilch)
27. Galinsoga parviflora (Kleinblütiges Franzosenkraut)
28. Geum urbanum (Echte Nelkenwurz)
29. Geranium pusillum (Kleiner Storchschnabel)
30. Geranium robertianum agg. (Stinkender Storchschnabel)
31. Geranium macrorrhizum (Balkan-Storchschnabel)
32. Hedera helix (Efeu)
33. Hordeum murinum (Mäuse-Gerste)
34. Hypericum perforatum L. (echtes Johanneskraut, Tüpfel-Hartheu)
35. Lactuca serriola (Kompass-Lattich)
36. Lepidium draba (Pfeilkresse)
37. Lobularia maritima (Strand-Silberkraut)
38. Lonicera pileata (Immergrüne Kriech-Heckenkirsche)
39. Lunaria annua (Einjähriges Silberblatt)
40. Matricaria discoidea (Strahlenlose Kamille)
41. Medicago lupulina (Hopfen-Luzerne, Hopfen-Klee)
42. Melissa officinalis (Zitronen-Melisse)
43. Myosotis arvensis (Acker-Vergissmeinnicht)
44. Myosotis ramosissima (Hügel-Vergissmeinnicht)
45. Pilosella sp. (Mausohr-Habichtskräuter)
46. Plantago major L., s. str. (Breit-Wegerich)
47. Poa annua L. (Einjähriges Rispengras)
48. Poa compressa (Platthalm-Rispengras)
49. Polycarpon tetraphyllum (Vierblättriges Nagelkraut)
50. Polygonum aviculare agg. (Echter Vogelknöterich)
51. Rumex obtusifolius (Stumpfblättriger Ampfer)
52. Sedum acre (Scharfer Mauerpfeffer)
53. Senecio vulgaris (Gewöhnliches Greiskraut)
54. Silene latifolia (Breitblättrige Lichtnelke)
55. Sisymbrium officinale (Garten-Wolfsmilch)
56. Solidago canadensis (Kanadische Goldrute)
57. Sonchus oleraceus (Kohl-Gänsedistel)
58. Syringa vulgaris (Gewöhnlicher Flieder)
59. Taraxacum sp. (Löwenzahn)
60. Tradescantia virginiana (Virginische Dreimasterblume)
61. Trifolium repens (Weiß-Klee)
62. Urtica dioica (Große Brennnessel)
63. Veronica arvensis (Feld-Ehrenpreis)
Flechten:
Rhizoplaca chrysoleuca
Lecanura muralis (“Kaugummi-Flechte”)
Caloplaca citrina (Zitronen-Schönfleck)
Pilze:
Polyporus ciliatus (Mai-Porling)
Moose:
Grimmia pulvinata (Polster-Kissenmoos)
Bryum argenteum (Silbermoos)
Fauna:
Avifauna (alphabetisch): Amsel, Blaumeise, Buchfink, Buntspecht, Dohle, Elster, Gartenbaumläufer, Girlitz, Grünfink, Grünspecht, Haussperling, Kohlmeise, Mauersegler, Mönchsgrasmücke, Nilgans, Rabenkrähe, Ringeltaube, Rotkehlchen, Star, Stieglitz, Stockente, Stockente-Hybrid, Stadttaube, Teichralle, Türkentaube, Wacholderdrossel, Zilpzalp.